Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Viñales Downtown & das zweitausendachtundsechzigste Gedicht

Abend stimmung am Ortsausgang von Vinales

Viñales

Im Spalier des Schaukelstuhls
Liest man per Blick die Predigt,
Das Licht taucht in die Blütenpools.

Es stellt das Dorf in Einigkeit
Die Uhr'n auf Feierabendzeit,
Und alles ist erledigt.

All in one & das zweitausendsiebenundsechzigste Gedicht

Kleines Riesenrad im All in one Center von Varadero

Diesig

Einsam schweigt sich Farbe aus
In Klage übers Licht -
Das eingeklappte Rad des Pfaus
Deckt lau opake Schicht.

Die Helle kommt heut nicht mehr raus
Und schließt von innen ab.

Am Wall verhallt der Nicht-Applaus
Und rieselt still hinab.

Trinidad & das zweitausendeinundsechzigste Gedicht

In den Gassen der Stadt Trinidad

Memento mori cubano

Wo der Ruhm ab Geburt zum Verfall übergeht,
Ist die Oldtimerpflege ein Hobby aus Not.
Man umfleht manch Ruine, dass sie‘s übersteht,
Nutzt die Spielraumausdehnung zum Dino-Verbot ...

Jede blendende Idee besticht
Der Stachel der Verblendung,
Und jede Sensation macht dicht
Just nach ihrer Vollendung.

Doch hernach wird im Drumherum improvisiert,
Man besänftigt das Ar vor dem Mut,
Mixt sich Hoffnung an, obzwar man offenbar irrt.
Vielleicht geht, vielleicht wird: alles gut.

Alle Rechte bei Wolfgang Ramadan, der das Gedicht im Rahmen der Kubafestival-Spendenaktion von mir gekauft hat.

Mystique & das zweitausendsechzigste Gedicht

Sonnenuntergang bei Varadero

Kuba

Es umströmt die Karies der Weltpolitik
Die Strände der Insel, die Zuckerrohr scheißt.
Noch strauchelt die Süße des Lächelns im Sieg,
Wenn kurz vorm Gelächter die Wehmut es beißt.

Noch schmeckt man auf Kuba das Salz jeder Träne -
Doch alte Gewalt hat bald sehr schlechte Zähne.
Wer im Leiden trainiert ist, den bringt nichts mehr um -
Und der erntet aus Zuckerrohr goldenen Rum.

Alle Rechte bei Markus Berg, der das Gedicht im Rahmen der Kubafestival-Spendenaktion von mir gekauft hat.

Where the World is Melting & das zweitausendfünfundvierzigste Gedicht

Eingang zur Ausstellung "Ragnar Axelsson. Where the world is melting." im Kunstfoyer der Versicherungskammer München

Piteraq (am Eismeerbeach)

Auf der Masse im Jenseits acht arktischer Staaten
Lastet achtzig Prozent aller Nacht.
Dort, wo achtsame Spalten auf Wanderer warten,
Zahlt das Unbarmherz bargeldlos Pacht.

Doch auf schmelzenden Schilden voll gleißendem Licht
Braut ein Lab, wenn's durchtränkt wird vom Eise.
Es knarzt die auf Hoffnung beharrende Schicht
Und ein Gletscherkalb geht auf die Reise.

Jeder Eisluftsturz tobt in die Beiläufigkeit,
Entgrimmt sich gewiss bis zur Tagesschauzeit,
Unerbittlich durchfährt uns belebender Frost
Und alles wird sichtbar. Und alles ist lost.

Englische Gärtner & das zweitausenddreiundvierzigste Gedicht

Blick vom Monopteros auf den Englischen Garten im Winter

Privatweg - Durchgang verboten!

Es pfählen sich Privatbesitze
Wie Krebsschrot in das Land.
Es ist um jede Zwischenritze
Ein Bieterstreit entbrannt.

Vom strafbezinsten Kontostand,
Da feuert 'ne Haubitze!
Dazu erzählt ein Spekulant
Die ewiggleichen Witze.

Turiner Bergkulisse & das zweitausendvierunddreißigste Gedicht

Blick vom Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen von Turin

In Italien

In Italien ist Stadt-zu-Sein spürbar viel größer
Und der Boden aus feinerem Stein.
Jahrhundertgesotten als Einflusseinflößer
Entmüht sich das süßere Sein,
Ist jed Geräsuch Teil einer Kleinmelodie -
Und sinnenversonnen erlauschen wir sie.

Die volle Gattung Mensch, sie schwelgt im Bann vergangner Zeit.
Und der Stolz der Gehwegplatten türmt sich zu Erhabenheit.

Spiezer Seekulisse & das zweitausenddreiunddreißigste Gedicht

Am Hafen von Spiez

Nachts@HotelRiviera

Das singende Klimpern im Fahnenmastwald
Umspielt ein verdümpelndes Bootsbauchgeschwapp ...
Und Einsatzbereitschaft scheint in sie gekrallt -
Die wellt auch im nachten Schwall niemals ganz ab.

Seeleingelullt, wird's mir dann schließlich zu kalt -
So schließ ich das Fenster zum Fahnenmastwald.

Abfahrten & das zweitausendfünfundzwanzigste Gedicht

Im Ski-Gebiet von Zinal

Waldabfahrt

Das hämmernde Schienbein, das stechende Knie
Besänftigen sich auf dem schnurrenden Ski,
Der nun nichts mehr fordernd den Waldweg begleitet -
Was keinerlei Anstrengungsgrade bereitet:
Hier greift Kontemplation
In die Meditation.

Sonor klingt der Tag aus in mäßiger Fahrt,
Bis kurz in der Kehre der Schneeteppich scharrt.
Ohne Anschub läuft's fort, nun in anderer Richtung,
Zur nah'nden, vom Dorfeingang kündenden Lichtung,

Eh man, vom Tage angestrengt,
In eine kurze Abfahrt lenkt,
Sich ächzend von den Brettern schnallt.

Hab Dank für diesen Abschluss, Wald!

Forêt-Waldabfahrt Grimentz & das zweitausendzwanzigste Gedicht

Einstieg zur Forêt-Waldabfahrt in Grimentz

Aber gut

Die Sonne gleißt vom Firnschneemeer,
Wo Frische, Wärme, Licht sich mischen -
Ob solch vereister Schönheit Herr
Will Gott sich selbst ein Loblied zischen,
Mit dem er seine Güte preist
(er ist - wie wir - betrunken meist).

Diese Pracht über tödliche Zonen zu weiten,
Anstatt in von Menschen bewohnbaren Breiten,
Zeigt: Er liebt uns nicht wirklich - er lockt uns ins Eis,
Sind wir auf die Wunder der Firnschneewelt heiß!

Am Zenit unsrer Treu zollen wir dann Tribut,
Grollen: "Gott hat's echt drauf - voll brutal, aber gut!"

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