Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

SAR & das eintausendachthundertachtundzwanzigste Gedicht

Im Innenhof des Deutschen Muesums

Schweben in Gefahr

Wer im Gleichmute ruht, alles stoisch betrachtet,
Hat die Egomanie seiner Nachbarn entmachtet.
Doch der friedfertig schwebende Fesselballon
Ist der Pfeilspitzenschleiferei größter Affront ...

Gartenschau & das eintausendachthundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Auf der Bühne Apfelbaumwiese, Landesgartenschau Ingolstadt

Sundowner

Die Rettungsschwimmer treiben ziellos im Meer,
Ohne sicheren Status der Lage.
Man sei immer bemüht, in der Regel gar sehr,
Doch die Fragwürdigkeit kappt manche Tage.

Dein Blick schweift von mir auf den Horizont zu -
Die See bleibt in dem Punkt verlässlich.
Und niemand knackt Austern gekonnter als du
Und bedient sich des Worts unermesslich.

Kloster Fürstenfeld & das eintausendachthundertachtzehnte Gedicht

Kloster Fürstenfeld

Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.

Die Stauenden

Wir riechen schon den Vordermann,
Denn kriechend geht es hier voran,
Und der Verlust von Zwischenräumen
Lässt uns vom Entwischen träumen.
Und doch fällt's nicht schwer einzuseh'n:
Die Welt hält uns an stillzusteh'n.

Die Stoßstangen brüsten sich keiner Berührung
Als Choreographen der Stabilität -
Gemeinsame Einsicht trutzt jeder Verführung. -
Es wird nicht verzweifelt, es wird nicht krakeelt.

Und stillschweigend neigt sich ein billiger Lohn
Mit Namen Zivilisation.

St. Georg & das eintausendachthundertvierzehnte Gedicht

Vor der Kirche St. Georg in Freising

Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.

Schnitzelbrötchenverleih

Der Bote vom Ortsschnitzelbrötchenverleih
Grüßgottelt: "Ich hätt' was für Klötgen dabei!"
"Prächtig - ich öffne, die sechste Etage!",
Lächelt's von mir durch die Türsprechanlage.
Doch die Anlieferung ist nicht möglich für ihn
Vorm unlängst verbindlichen Abholtermin. -
Sechs Etagen ohne Fahrstuhl sind für alle Pagen uncool.

Doch der kurze Besitz
Von Brötchen samt Schnitz-
El krönt dieses Tags, meines Lebens Begehren -
Alles war auf dem Weg,
Fehlt auch jeder Beleg. -
Ohnehin ging's mir nie um das Wirklichverzehren.

Nur die Illusion, dass ich befugt dazu sei,
Verleiht mir der Brötchen-um-Schnitzel-Verleih:
Bezahlbar sich etwas nicht-einzuverleiben -
Und dabei nicht mal Vegetarier zu bleiben.

Ententeich Mönchgrün & das eintausendachthundertelfte Gedicht

Ententeich in Mönchgrün

Herzschritttänze

Jeder Ort verbirgt eine Paartanzenklave,
Die ist nicht mal Einheimlichkeiten bekannt,
Dort ist manch bekennender Schrittfolgenskalve
In gänzlich zerrüttende Rhythmen entbrannt.

Hier stellt sich dein Herzschlag dem Takt der Musik,
Manövrierend ums Wörtchen Erregung.
Der Form halber flötet man "très sympathique!" -
Doch es geht um Bewegung, Bewegung.

Werraidyll & das eintausendsiebenhundertfünfundneunzigste Gedicht

Blick auf die Werdchen-Insel von Eschwege

Haariges

Um-ein-Haariges lockte das Knapp ans Geschehen
Und es kräuselte Schrecken
Um haarscharfe Ecken.
Jetzt glättet sich's kammstramm fürs nächste Verdrehen.

Sommerjasmin & das eintausendsiebenhundertachtundachtzigste Gedicht

Sommerjasmin

Die Wucht der Zucht (Die Sommerblüher)

Ein Jahr hast du geblumt - nun brülle,
Flut die Flur mit Blütenfülle,
Oppulent wie üppig glühend,
Knülle Farbenprachten blühend,
Die vereint in Übertreibung
Flieh'n den Zügeln der Beschreibung,
Trachtend danach im geballten
Sinnenspiel sich zu entfalten.

Isarlibelle & das eintausendsiebenhundertsechsundachtzigste Gedicht

Libelle am Isarufer bei Unterföhring

Sommerinsektenandacht

Die Bienlein toll'n im Pollenschlüpfer
Von Stempelchen zu Stempel,
Das Zierpen eingegraster Hüpfer
Beteppicht stur den Tempel,
Der sich aus Schwärmerei errichtet -
Und fehlt's ihm auch an Sichtbarkeit:
Ein Wärmeschwall hat ihn gedichtet
Und all dem Schwirrgetier geweiht.

Ammerseeleu & das eintausendsiebenhundertvierundachtzigste Gedicht

Statue am Ammerseeufer bei Herrsching

Dem Leerstandsmanager

Ein leiser Gruß an den Kollegen
Vom Leerstandsmanagement,
Den all der brachen Flure wegen
In Tanzbars niemand kennt.

Doch Wohneinheiten muss man streicheln,
Wenn Einsamkeit dort trübt,
Die Wasserhähne hart und weich stell'n -
Ein Handgriff, eingeübt.

Der Makler*innen Waisenkinder
Führ'n ein entleertes Leben -
Drum muss es stille Ödnis-Linder
Wie den Kollegen geben.

Südliche Heide & das eintausendsiebenhundertzweiundachtzigste Gedicht

aussichtspunkt Heideblick im Naturpark Südliche Fröttmaninger Heide

Sonntagmittag

Die Sonntagsbrühe steht verdickt in den Gassen
Und sammelt sich Masse bis mittags um Eins,
Der Frühstückskaffee restet in seine Tassen
Zum Glockenschlag hiesigen Glaubensgebeins.

Und paarungsbereit liegt der Nachmittag da,
Ich such nach verwertbaren Reizen,
Doch unberückt, aller Erwartungen bar,
Muss langen, die Beine zu spreizen.

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