Marokko

11.-28.09.2021 Marokkorundreise mit den Stationen:
Cassablanca, Rabat, Chefchaouen, Talassemtane-Nationalpark, Meknes, Volubilis, Moulay Idris, Fès, Erg Chebbi, Ziz-Tal, Straße der Kasbahs, Ait Benhaddou, Skoura, Marrakesch, Essaouira u.a.

Djemaa el Fna & das eintausendachthundertachtundsechzigste Gedicht

Der Djemaa el Fna, Platz der Gehängten, in Marrakesch

Marrakesch

Wie sollten sich tausendundein Versprechen in nur einer Stadt sich erfüllen?
Wie sollte solch ein Etikett nicht lauthals "Schwindel!" brüllen?

Es wurden hier so viele Selfies geschossen - die Stadt kennt sich nur noch als Tag!
Es wurde immer mehr im Hier als Helfer vom Mittel zum Zweck.

Als wäre solch Flair nur ein günstiger Zeitpunkt - und du hast ihn einfach verpasst!
Als wär ein sehr, sehr oft Gelobtes sich selber eine Last.

Essaouira Rooftop & das eintausendachthundertsiebenundsechzigste Gedicht

Essaouira Sunset

Essaouira

Du windumbrauste, gischtumsäumte, möwenreichste weiße Stadt,
Die du gassenvendigst
Und fastschillernd predigst,
Sobald mal dein Untergrund Steinboden hat.

Dein Jimi-Hendrix-Erbe setzt als Möglichkeit zum Solo an.
Jim Joplin, Janis Morrison
Machten ebenfalls Station -
Ihr Restrausch verweht jetzt als Kitesurferfun.

Schauergemäuriger Meeresbelag raunt durch der Festung Wall
Den alten Namen Mogador
Zu den Rooftopbars empor -
Ein Neuanstrich riecht oft nach schnellem Verfall.

Hippies, Touris und Souk-Tradition schlucken die Zinnen des Orts.
Dann ergießt sich ins Blau der
Artistische Zauber
Des alle Vokale enthaltenen Worts.

Essaouira & das eintausendachthundertsechsundsechzigste Gedicht

Wilder Strand an der Medina von Essaouira

Gepflogenheiten

Die Damenbetrachtung bringt Samen in Wogen
Von Vögelbeobachtern/Pornithologen.

Anima Park & das eintausendachthundertfünfundsechzigste Gedicht

Im Anima-Park von André Heller bei Marrakech, Blick auf den Hohen Atlas

Auf Blauschau

Bin hängegemattet und schau
Ins wolkenumrahmte Blau,
Geschaukelt von Winden.
Muss blinzeln, schmunzeln,
Stirne runzeln -
Alles ruht
In mir
Hier -
Da ihr
Mir nichts tut,
Nichts bedeutet,
Eifer vergeudet.
So nah am Verschwinden,
Dass mich nichts mehr beschattet,
Auf Blauschau, hängegemattet.

Exit Marrakesh & das eintausendachthundertvierundsechzigste Gedicht

Im Anima-Park von André Heller bei Marrakesch

“Verzeihung, haben Sie eine Ausschanklizenz für Alkohol?“ oder:

Wir ham
Dirham!
Könnwa
Bier ham?

Ait Benhaddou & das eintausendachthundertdreiundsechzigste Gedicht

Ausritt

Mein Kamelreiterschatten schwebt
Über das wärmste Orange,
Da statt Wüste die Milde lebt -
Sanft verrührt zur pastelligen Wohlfühlmelange.

Die Abendsonne zähmt ins Schnurr‘n:
Grellness und Dürre wie Hitze.
Sie schlurfen träge in den Spur‘n
Des Biests, das ich besitze.

Mein Kamelreiterschatten rauscht
Zum Rückweg mondbemalt.
Das Lichterspiel hat ausgetauscht
Und meine Seele strahlt.

Game of Thrones & das eintausendachthundertzweiundsechzigste Gedicht

Der oft als Filmkulisse genutzte Kasbahkomplex von Ait Benhaddou

In den Influencerkulissen

Zicklein, Zicklein ohn‘ Gewand,
Wahrlich, du stöhntest schon über Verstand!
Weh, Schnittchen, du bist die Verblödetste hier -
Aber der Flittchen Influencercharme
Im Enddarmdunst von Instagram
Prägt in Tausenderpacks die verödendste Gier!

Sahara & das eintausendachthunderteinundsechzigste Gedicht

Saharadünen bei Erg chebbi

Crossing Sahara

Wüste schmeckt man immer im Gaumen
Als vom Boden reflektierter Staub.
Es drückt der entgrünende Daumen
Die Kehlen mit Flüssigkeitsraub.

Ein Flimmern massiert unsre Schläfen
Und das Licht grellt sich tief in den Leib;
Verdorrt sind der Schleimhäute Häfen
Und die Zeit zäht sich durch den Vertreib.

Eine Gastfeindschaft hat sich hier fest etabliert,
Die ist nur an Auslöschung interessiert.

Man schmiegt sich in Benommenheit,
Da alles „Nicht willkommen!“ schreit.

Erg Chebbi & das eintausendachthundertsechzigste Gedicht

Riad Azawad in Erg Chebbi

Verwüstung

Der Tod schleicht heran in kleinen Dünen -
Geschwindigkeit gilt nur Moribunden als Maß.
Schon bemächtigt sich Sand unsrer hocheitlen Bühnen,
Gilt baldigst entschwunden das Rühmen des Narrs.
Im lautlosen Rieseln der nichtigsten Körner
Besiegelt sich all der Schauwert vom Jetzt -
Sie wetzen den wütendsten Stieren die Hörner.

Unaufhörlichkeit, die letztlich alles ersetzt.

Ziz-Tal & das eintausendachthundertneunundfünfzigste Gedicht

Kasbah-Ruine im ziz-Tal

Medina

Da liegt, vielleicht schon gut sechzig Jahrzehnte,
Diese Dattel, bereit zum Verkauf.
Die von zahllosen Auswahlen Abgelehnte
Schultert abermals frischeste Nachschübe auf,
Die dann stückweise ab in ein Einkaufsnetz wandern -

Seit sechshundert Jahren sind‘s immer die andern.

Ob ihr nun ob der Haltbarkeit
Des Aussortierers Hände droh‘n?

Die Dattel ist nicht alt, verzeiht!
Hier geht es um die Tradition.

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