Gebäude & Urbanes

Gedichte, in denen Gebäude und Bauwerke oder städtische Areale die Hauptrolle spielen.

Kreuzberg & das dreihundertundvierte Gedicht

GSW-Hochhaus in der Rudi-Dutschke-Straße

Ripostegedicht auf Der römische Brunnen von Conrad Ferdinand Meyer.

Der römischere Brunnen

Es prasselt, es pläddert und plätschert und spritzt
Und sammelt sich erst auf der untersten Stufe
Sind Stile der Wasser kreativ bis gewitzt
Sprudelt es über und drüber! Ich rufe:
Ey, kennt keiner den Herrn Meyer mehr?!
Den Becken-Eins-bis-Drei-Verkehr?
Was soll sich hier an Sinn entfalten
Wenn keine Wasser innehalten
Und nicht ihr Fluss zur kurzen Rast
Von Marmorschalen wird gefasst?
Wenn alles nur strömt und gar nichts mehr ruht
Ist das für das Image des Brunnens nicht gut!
Dies hat sich seit Jahr'n als Metapher bewährt ...
Wie schon der Herr Meyer höchst trefflich erklärt

Bahnhof Friedrichstraße & das zweihundertachtundneunzigste Gedicht

Bahnhof Friedrichstraße

Wo einem Berlin noch wie Berlin vorkommt. Nach einem Schwarzbier mit Bauernfrühstück.

Unter den S-Bahnbögen

Unter den wummernden S-Bahnbögen
Gestanden sie stumm sich einander zu mögen
Befreit, beseelt sah'n sie sich an
Derweil die Bahn verschwand und dann
Enteilten auch sie, ohne weitere Worte
Doch fortan verbanden die zwei mit dem Orte
Wie nah man dort einander war
Obschon ja wirklich nichts geschah

Nachtrag:

Nun, wer den beiden zugeschaut
Schiebt dies auf im Lärm noch gefallene Worte
Doch dafür war's dann echt zu laut
Und wer mehr versteh'n will - der lausche dem Orte!

- Mehr Gedichte über Liebe und Beziehung -

Städtetourismus & das zweihundertachtundsiebzigste Gedicht

Im Gras liegen

Mein Gebiet.

Von Städten

Es gibt Städte, dort baut man mit größeren Steinen
Weshalb auch die Städte viel größer erscheinen

Es gibt Städte, da siehst du nur mächtige Türen
So möchten sie dich, Bursch, zum Diebstahl verführen

Es gibt Städte, in denen läuft nichts ohne Grund
Dort wird man dich fragen: Was willst du hier? Und

Es gibt Städte, da geht man am besten nicht hin

Und dann gibt's noch die Stadt, in der ich immer bin
Aber frag nicht, ob ich vielleicht Zeit für dich hätte

Es gibt keine Zeit in dem Dickicht der Städte

Badewasser & das zweihunderteinundsiebzigste Gedicht

Isarwehr

Spielverderber an der Isar.

Dogmendog

In Sommerfrischen denke nicht / an Kirchen im November!
Weil deren Todesnähe ist / durch Phantasie nicht dämmbar
Lass dir kein X für's U andreh'n
Setzt auch die Welt aufs Schnellversteh'n
Und schreibt auf Fassaden "Hier: Vier dünne Risse!"
So steht es im Sketch-Bxch, ist gleichsam Kulisse
Bleib das, was du denkst - wenn auch alles vergisst
Dass längst noch nicht November ist

Vorstadt & das zweihundertdreiundsechzigste Gedicht

Görlitz, andere Neißeseite

Drei Tage Görlitz, Straßentheaterfestival. Über Grenzverläufe innerhalb der Stadt.

Stadtkernaufwertung

Da ist der Geruch aus den Kellern der Vorstadt
Der lässt sich nicht globalisieren
Dort liegt noch Terrain, mit dem keiner was vorhat
Sind Flecken und Flecke, die nicht int'ressieren
Bald sind es nur sie, die dich an die Stadt binden

Doch kennst du die Pfade fürs Weiterempfinden
Lässt sich dieser Ort nicht hinfortinvestieren

Verrätergasse & das zweihundertzweiundsechzigste Gedicht

Verrätergasse Görlitz

Drei Tage Görlitz, Straßentheaterfestival. Verrätergasse, Abzweig Brüderstraße. Du hast die Wahl!

Auf- vs. Abstand

Hier die Gasse der Verräter
Falsche Überzeugungstäter
Die, sobald mal sie was melden
Wird zur Straße unsrer Helden

Husum & das zweihundertdreiunddreißigste Gedicht

Husum Hafen

Hafenmelancholie bei einsetzender Ebbe.

Festmachen

Dieser Kai ist ein stiller Sehnsuchtsort
Nur von Schaukelgeräuschen der Schiffe umsummt

Eingemehlt schleicht sich der Himmel von Bord
Und das Rufen von Fernweh und Bläue verstummt

Luxemburg & das zweihundertneunzehnte Gedicht

Festung Luxemburg

Die Festungsanlage du Luxembourg. Steht.

Das Bollwerk

Es trutzen vom Felsen die wehrhaften Mauern
Jeder Blick schweift gebietend ins kniende Rund
Gewappnet fürs stattliche Welt-Überdauern
Schier ewigkeitsnah liegen Steine sich wund

Felsenfest wiegt der alten Feste Macht
Weil stets auf ihr zähes Bestehen bedacht

Denn auch resistente Residenzen
Stößt die Zeit an ihre Grenzen

Theaterhinterhöfe & das zweihundertfünfzehnte Gedicht

Thalia Theater Hamburg

Drei Theater - der gleiche Eindruck: Da waren wenig Menschenfreunde am Innenausbau der Garderoben beschäftigt.

Kein Platz so grau

Kein Platz so profan wie die großen Theater rücklings umgürtelnden Neonlichtgänge
Wo Künstler und Technik im Hektikgedränge
Auf grau meliert grauem Linoleum knarzen

Kein Platz so gefühllos und unglamouriert als der Bau hinter wuchtigen Stahlbrandschutztüren
Wo aus Garderoben die prächtigsten Roben sich bühnenwärts in eine Scheinwelt entführen
Wie Sicherheitsvorschriften fliehende Parzen

Von scheppernden Boxen zum Auftritt gerufen
Rutschfester Noppenbelag auf den Stufen
So, wo ging's hier noch mal lang?
Hinweiszettel, Kabelstrang
Ein Wegegewirr, das ins Nirgends sich streckt
Verwaist weiße Wände, vom Anseh'n verdreckt
Sich ans hinterkulissige Dunkel gewöhnen
Feuerwehrmänner beim feixenden Klönen
Wegweiserpfeile am Aufgang entdecken
Gelbschwarz gebrandmarkte Kopfanstoß-Ecken
Und dann stracks sich vom Eindruck der Taubheit befrei'n

Freilich, dafür musste Schauspieler sein!

Braunschweig & das hundertfünfundneunzigste Gedicht

Schloss-Arkaden Braunschweig

Für die einen ist es das pompöseste Einkaufszentrum der Welt, für die anderen ist es einfach Duplo: Die Schloss-Arkaden Braunschweig.

Das Schloss

Des Schlosses Tor ist aufgeschlossen!

Schon strömet das Fußvolk mit pilgernden Riten
Selig gewahr, dass die Herrn auf den Rossen
Über Braunschweig, Saturn und das Weltbild gebieten

Wie fiel Männer und Butlers hier verkehren!
Dort preist man Thalia, da segnet Apollo!
New Yorker Gesandte die Stadt heut beehren
Und mittenmang, schaut!, residiert Marc O'Polo!

Und mit Esprit, Nanu Nana
Besieht man, was kein Volk je sah!
Welch Pracht! Auf die kraft Ladenschluss
Man kurz entschlossen warten muss

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