Gebäude & Urbanes

Gedichte, in denen Gebäude und Bauwerke oder städtische Areale die Hauptrolle spielen.

Cachi Stausee & das vierhundertsechzigste Gedicht

Cachi Stausee

Wake me up ist voll so'n No-Go

Die Stille in Häusern gefluteter Städte
Ist schlummersüß und endlos tief ...
Nun weißt du vergorene Klingelton-Klette
Zumindest im Ansatz, wie schön ich grad schlief!

San José & das vierhundertvierundfünfzigste Gedicht

Fremd hier!

Ständig ruft die Stadt mir zu:
"Oller Stubenhocker, du!
Wir schwurbeln rum im Trubelzwang
Und du, du streunst nur stumm hier lang!"

Gelingt's mir noch, mich auf die Gassen
Gar auf die Gässchen einzulassen?
Die Auslagen sind ...interessant
Zum Einstieg viel zu unbekannt
Und letztlich schafft die fremde Sprache
Fast mätzchenhaft 'ne Zugangsbrache

Und doch - das wird sich integrieren
Einfach immer reinspazieren...!

Tschechien & das vierhunderteinzwanzigste Gedicht

Pilsen

Stranger than Kindness

Tschechien ist wie ein Song von Nic Cave
Ein bisschen Pan Tau und ein bisschen New Wave
Der Künstlergeck aus alter Blüte
Mit seinsbewusstem Schwergemüte
Umsäumt von dem Strandgut des Sozialismus

"Ahoi!" grüßt dich das Maulwurfswort
Dann schwemmt das erste Bier dich fort
Und bis sich Schweyk in Schweigen hüllt
Wird Henry Lees Refrain gebrüllt
Im auf Kopfsteinpflaster getippelten Rhythmus

Leere & das vierhundertneunzehnte Gedicht

Prowinz

Die wenigsten Autos fahr'n abends umher
Und die wissen auch nicht, warum
Ein Mindestmaß an Stadtverkehr -
Das muss wohl sein - Brummbrumm!

Die wenigsten Menschen sind jetzt noch zu seh'n
Und die wissen auch nicht, wohin
Und wenn niemand hinsieht, dann bleiben sie steh'n
Und wispern: "Macht eh keinen Sinn ...!"

Fast jede Uhr lügt, es sei grad erst halb sieben
Ich fühl mich wie von einem Jetlag zerrieben
Will wenigstens noch'n Gedicht drüber schreiben

Doch dann sag ich sachte mir: Komm, lass es bleiben!

Auf der Durchfahrt & das vierhundertvierzehnte Gedicht

Solche Ortschaften

Manche Ortschaften sind mir halt gar nicht verständlich
Hier scheinen Visionen im Ansatz schon endlich
Man kann dort nur im Garten steh'n
Gemeinsam mit der Zeit vergeh'n

Manche Ortschaften sind einfach gar nicht echt da
Es ist alles vorhanden - doch nichts geht dir nah
Der Carport bekrönt den Zenit aller Fragen
Wo niemand gewinnen will, gibt's nichts zu wagen
Wo nichts in Bewegung ist, kann sich nichts wenden

Auch du wirst vielleicht in solch Ortschaften enden

Atomium & das dreihundertneunundachtzigste Gedicht

Atomium

Der Nachwuchsforscher

Ich bitte meine Omi um
Den Eintritt fürs Atomium
"Mein Guter, frach den Opi, ja?!"
Dann geh's halt nach Utopia ...

Druck & das dreihundertsechsundachtzigste Gedicht

Da Dome of Kölle

Ganz ohne Druck

Ein 3D-Drucker bräuchte fast sechs Jahre, um den Kölner Dom zu drucken
Wahrlich eine lange Zeit!
Boah, fast sechs Jahre stoisch drucken - dann den Dom hervor zu spucken ...?!
Ja, wir sind noch nicht sehr weit!
Denn so ein Drucker ist komplex
Ebenso der Dom! Nun, sechs
Jahre - ungefähr so lang
Dauert noch der Druckvorgang

Zwar wird - so ist vorauszuseh'n
Sein Tempo sich schon bald erhöh'n
Doch bis dir jemand sagt: "Ach guck:
Dome zum Sofortausdruck!"
Wird gleichfalls noch sechs Jahre dauern ...!

Da indes des Domes Mauern
Ausdruckslos wie down-to-date
Aufgetürmt zur Majestät
Voll schnippischen Gleichmuts dem Fortschritt trotzen
Und mit ihrem Dasein protzen

Dreiweiher & das dreihundertsiebenundsiebzigste Gedicht

St. Gallen Dreiweiher

Spaziergang am Dreiweiher von St. Gallen.

Badeanstalt im Herbst

Wir grasen im letzten Grün des Jahres
Steh'n Modell für die Mär der Eroberungszüge
Ein Greis seufzt schon vor dem Dessert: "Nun, das war es ...!"
Und still resigniert schreit man aus Reflex: "Lüge!"

Winter werden kommen
Jeder einzelne wird wie ein Heer uns erscheinen
Winter werden kommen
Man wird dann selbst Tage wie diesen beweinen

Resi & das dreihundertdreiundsiebzigste Gedicht

Odeonsplatz

Tschechowgetränkter Abend in München

Durst

Ich möchte gern auf großen Plätzen
Dich bei der Wirklichkeit verpetzen
Schnell abtauchen ins Einerlei
Im tiefen Tale, göttlich high
Und dann, erschöpft vom Nichts-Erleben
Wie Schauspieler die Röcke heben

Blutenburg & das dreihunderteinundsiebzigste Gedicht

Schloss Blutenburg

Zeit für Herbstspaziergänge durch München.

Blutenburg

Heute muss die Burg bluten
Besonders die Guten
Sie soll'n nun blutend Buße tun

Weil all ihre Talente ruh'n
Die dieser Welt fehlen
Da sie ihr Geld zählen
Doch inbrunstarm zu wenig wollen

Wohlan, die Köpfe sollen rollen!

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