Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Ausguck & das zweitausendzweihundertneununddreißigste Gedicht

Blick vom Fondaco dei Tedeschi auf den Canale Grande

Crossover-Ripostegedicht zu Rilkes "Wenns Frühling wird" und "Karneval" von W. Busch.

Im Frühling, zu Karneval

Wenn sich die Narren und Vernarrten
Im Faschingsrausch zusammenschließen
Und frühe Paarungsträume sprießen,
Die Säfte in die Schäfte fließen,
Konfettis aus Kanonen schießen,
Will ich mein Innerstes begießen
im Biergarten.

Nun schunkeln sich die Unbepaarten
In unmaskiert beschwipste Tänzchen,
Umwedelt von betrunk'nen Schwänzchen,
Bedrängt das Schnaps-statt-Kaffeekränzchen
Kamelien- und Kamellepflänzchen.
Was blüht hier wem beim zarten Lenzchen
im Biergarten?

Wenn heimwärts wir durch Trübsinn waten,
Gestützt von andren Kotztümierten
Und Luftgeschlängelei-Verzierten,
Zähl'n wir, die so nach Frühling gierten,
Zu vorschnell in den Herbst Verirrten
Samt Hausverbot bei vielen Wirten
von Biergärten.

Adria & das zweitausendzweihundertdreiunddreißigste Gedicht

Die Adria bei Lido di Jesolo im Februar

Auf dem Nullmeterturm

Von dem Punkt, ab dem man das Meer sehen kann,
Gilt für mich alles als Strand.
Und dass man auf sowas nie zählen kann, Mann -
Das hab ich auch schon erkannt!

Wo niemals Erfüllbares Horizont ist,
Mühst du's vergebens zum Fakt.
Ich steh, derweil du noch Entfernungen misst,
Hier schwimmbereit, einsam und nackt.

Nachtfalter & das zweitausendzweihundertzweiunddreißigste Gedicht

Karneval in Venedig 2023

Teilrückzugswiderruf

Ein Kleingedanke ärgert sich:

"Mein werter Autor, haste nich
schon über mich genug geschrieben?!"

"Mag sein, doch scheint mir jedes Mal,
Du lässt erneut mir keine Wahl:
So klein, so groß, dass es entspricht,
Sind Autor und Gedanke nicht -
Und viel scheint unerwähnt geblieben!"

Creativhotel & das zweitausendzweihundertsechsundzwanzigste Gedicht

Kunstwerk auf dem Weg zum Frühstücksraum vom Creativhotel Luise in Erlangen

Der Eindringling

Ich dring heut tief in dein System,
Die Firewalls soll'n ächzen,
Platzier in dir ein Hack-Ekzem,
Lass meinen Zugriff lechzen, -

Hui, aus deiner Verschlüsselung
Wirst du dich ganz entblättern! -,
Setz Gigabytes und Bits in Schwung,
Schlürf deiner Passwords Lettern.

Ich horte jedes Zugriffsrecht,
Besuhl mich mit Befugnis,
Und ich allein, als Allgemächt,
Bestimme, wann genug is ...!

Flowers forever & das zweitausendzweihundertfünfundzwanzigste Gedicht

Trockenblumeninstallation in der Ausstellung "Flowers Forever" in der Kunsthalle München

Rückenschmerz

Hab Autschn! in mei'm Rücken,
Schau sauzerknautscht beim Bücken,
Die Mimik blitzelt zerrig,
Ein Blitz wird meiner herrig.

Hab Autschn! in mei'm Rücken.
Es keift beim Schwerterzücken
Ins einstige Beweglich
Der Schmerz: "Kerl, ich zersäg dich!"

Ein Stich, der meinen Körper brät,
Schreit, er sei nun Normalität!

Doch dann winkt zaghaft Besserung,
Die nach und nach bestimmt,
Dass rabiater Messerschwung
In Fuchtelei verdimmt ...

Zehntstadel & das zweitausendzweihundertvierundzwanzigste Gedicht

Der Zehntstadl in Leipheim

Zwischen den Gräben

Oh, wundersame Duldsamkeit,
Wie küssest du mich mild -
Da all das Ringsum wüst beschreit
Dein streitentlöstes Bild!

Ein Hund erträgt die Kette nur,
Indem er sie zerbellt.
Und er erkundet den Parcours
Als selbsterkor'ner Held.

Du lehrtest mich, oh Duldsamkeit,
Er kann mich nicht erreichen -
Drum werde ich, zu keiner Zeit,
Von deiner Seite weichen!

Mein Leipzig & das zweitausendzweihundertzweiundzwanzigste Gedicht

Mein Leipzig lob ich mir - Leuchtreklame in der Leipziger Innenstadt

Der Kauz

Im Kreuzfeuer der Rückschlagsalven
Hör ich dich Witze reißen.
Für dich zählt's erst als Überfall, wenn
Sie sich in dir verbeißen.

Das hältst du durch, gibst du dir vor
Und schießt ein frühes Anschlusstor -
Na klar wirst du verlieren.

Aber gegen dein Lachen
Lässt sich auch nichts machen -
Man kann's nicht ignorieren!

Lothstraße & das zweitausendzweihundertelfte Gedicht

Abendstimmung auf der Lothstraße in der Maxvorstadt

Zum neuen Jahr ein altes Nein

Dem neuen Ja(hr) verbleibt uns ja
Nur Besseres zu wünschen -
Und solch Spruch reimt sich offenbar
Ausschließlichstens mit Pünschen!?

Und schreit dann irgendein Cretin
"Nicht zu vergessen: München!",
Verblasst sein Teint nach dem Refrain
"Mein Anspruch wird dich lynchen!"

Barberinischer Faun & das zweitausendzweihundertfünfte Gedicht

Der Barberinische Faun in der Glyptothek München

Partyheimweg

Grad da, wo ich grad pinkeln will,
Wohnen Obdachlose
Und die schau'n mit 'nem Look-to-kill
Auf meine off'ne Hose.
Auf "Was für'n Druck mich grade plagt,
Das wollt ihr gar nicht wissen!"
Entgegnen sie (sehr ungefragt),
Dass sie tagtäglich pissen -
Nur tun sie's ohne ohne Not
Verzusätzlichte Krisen.
Mich fragt da: Gilt das auch für Kot,
Fürs Rülpsen und fürs Niesen?!
Manch Mensch schnurrt lässig "Let it out!"
Beim Not Dürfte Verrichten.
Nur mir ist es so Not Allowed -
Ich muss darüber dichten!

Überfrorenheit & das zweitausendzweihundertvierte Gedicht

Überfrorener Ast

Unzufriedenheit

Mir fällt kein Hauch von Plänchen ein,
Um diesen Tag zu füllen!
Ich melk aus mir kein Tränchen, nein,
Werd "Mir ist scheiße!" brüllen -

Verschwende doch ich Arsch von Sein
Mein nicht mehr langes Leben.
Drum prügelt mit mir auf mich ein -
Mir Saures süß zu geben,
Scheint das Gebot der Stunde!
Erspart mir keine Wunde!

Vielleicht fang ich schon morgen an,
Mich wieder smart zu finden -

Drum nutzt nur dankbar diesen Run,
Mich treffend hart zu schinden!

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