Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Weg zur Ruhr & das zweitausendzweihundertsiebenundvierzigste Gedicht

Buhne an den Ruhrauen bei Überruhr

Im Eisstielwald

Im Eisstielwald der Kindergärten
Ist der letzte Busch Sehnsucht verbrannt.
Bis zum Punkt, da noch nächtens die Glutnester schwärten,
Hab ich Magnum Mandel erkannt.

"Magnum Mandel", erkläre ich allen Erziehern,
"ist gelegentlich nur Theorie!
Manchmal gleitet die Eiswelt ins Tal wie auf Skiern,
Mal geschieht das nur selten bis nie."

"Und was", fragst du, "willst du mir damit denn sagen?" -
Wechselst antwortenscheu gleich das Gleis.

"Ich war auch mal so wie die anderen Blagen
Und ich aß dabei sehr gerne Eis."

Lenbachhausfassade & das zweitausendzweihundertfünfundvierzigste Gedicht

Die Fassade vom Lenbachhaus

Frische Nächte

So vieles ist schon im Verschwinden
Und für dich ist's gerade erst da.

Einer Euphorie fehlt es an Sinn, denn
Vorm Toast und Trost spricht ein Babar.

Dein Erfinden wär höchstens Bewahren
Und der Zweifel nimmt ganz vorne Platz -
Den juckt's nur so vor Kommentaren.

Und nach reiflicher Abwägung hat's
Schon genug an erneuertem Anlauf gegeben
Für unüberblickbare Massen an Leben.

Schüttert's trotzdem durch dich,
Rotz und Trotz hält nichts auf?

So wart nicht auf mich -
Stemm die Eisen und lauf!

Verkupplungen & das zweitausendzweihundertdreiundvierzigste Gedicht

Die Kuppeln vom Markusdom von oben

Auf/Recht

Dies sind konservative Blumen!
Wer wär ich, wär ich ihrer Meinung?
Ich brüll in ihr Blühen ein eiliges Buh. Men-
tal wünsch ich ihre Versteinung!
Verneinung der Blüte!
- weil konversativ.

Ich wachs ohne Güte
Und fühle mich schief.

Mieswetterlaune & das zweitausendzweihundertzweiundvierzigste Gedicht

An der Fondamenta Zattere Al Ponte Lungo

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Die Masse der Coolen
Ist schlichtweg très uncool -
Wie sie um uns buhlen
Als Followerpoolpfuhl!

Und immer sollen wir was liken,
Für blässliche Belange streiken.

Den Scheinwerferlosen
Fehlt's längst schon an Masse,
Als panisch von Posen
Umworbene Klasse.

Und ständig sollen sie was liken,
Für blässliche Belange streiken.

San Giorgio & das zweitausendzweihunderteinundvierzigste Gedicht

Blick auf San Giorgio Maggiore

Nach getaner Arbeit

Hab eine ganze Woche lang
Nur öden Scheiß gemacht.
Der Unzulänglichkeiten Klang
Hat bös dazu gekracht.

So oft schuf jeder Schritt nach vorn
Ein abermals Zurück.
Doch glomm fromm, um uns anzspor'n,
Jed kleinstgeschaffne Stück.

Auf meinem Weg zur Arbeit winkt
Herr Sisyphos mir zu.
Der ahnt, wie mir mein Leben stinkt -
Und jetzt weißt das auch du!

Ausguck & das zweitausendzweihundertneununddreißigste Gedicht

Blick vom Fondaco dei Tedeschi auf den Canale Grande

Crossover-Ripostegedicht zu Rilkes "Wenns Frühling wird" und "Karneval" von W. Busch.

Im Frühling, zu Karneval

Wenn sich die Narren und Vernarrten
Im Faschingsrausch zusammenschließen
Und frühe Paarungsträume sprießen,
Die Säfte in die Schäfte fließen,
Konfettis aus Kanonen schießen,
Will ich mein Innerstes begießen
im Biergarten.

Nun schunkeln sich die Unbepaarten
In unmaskiert beschwipste Tänzchen,
Umwedelt von betrunk'nen Schwänzchen,
Bedrängt das Schnaps-statt-Kaffeekränzchen
Kamelien- und Kamellepflänzchen.
Was blüht hier wem beim zarten Lenzchen
im Biergarten?

Wenn heimwärts wir durch Trübsinn waten,
Gestützt von andren Kotztümierten
Und Luftgeschlängelei-Verzierten,
Zähl'n wir, die so nach Frühling gierten,
Zu vorschnell in den Herbst Verirrten
Samt Hausverbot bei vielen Wirten
von Biergärten.

Adria & das zweitausendzweihundertdreiunddreißigste Gedicht

Die Adria bei Lido di Jesolo im Februar

Auf dem Nullmeterturm

Von dem Punkt, ab dem man das Meer sehen kann,
Gilt für mich alles als Strand.
Und dass man auf sowas nie zählen kann, Mann -
Das hab ich auch schon erkannt!

Wo niemals Erfüllbares Horizont ist,
Mühst du's vergebens zum Fakt.
Ich steh, derweil du noch Entfernungen misst,
Hier schwimmbereit, einsam und nackt.

Nachtfalter & das zweitausendzweihundertzweiunddreißigste Gedicht

Karneval in Venedig 2023

Teilrückzugswiderruf

Ein Kleingedanke ärgert sich:

"Mein werter Autor, haste nich
schon über mich genug geschrieben?!"

"Mag sein, doch scheint mir jedes Mal,
Du lässt erneut mir keine Wahl:
So klein, so groß, dass es entspricht,
Sind Autor und Gedanke nicht -
Und viel scheint unerwähnt geblieben!"

Creativhotel & das zweitausendzweihundertsechsundzwanzigste Gedicht

Kunstwerk auf dem Weg zum Frühstücksraum vom Creativhotel Luise in Erlangen

Der Eindringling

Ich dring heut tief in dein System,
Die Firewalls soll'n ächzen,
Platzier in dir ein Hack-Ekzem,
Lass meinen Zugriff lechzen, -

Hui, aus deiner Verschlüsselung
Wirst du dich ganz entblättern! -,
Setz Gigabytes und Bits in Schwung,
Schlürf deiner Passwords Lettern.

Ich horte jedes Zugriffsrecht,
Besuhl mich mit Befugnis,
Und ich allein, als Allgemächt,
Bestimme, wann genug is ...!

Flowers forever & das zweitausendzweihundertfünfundzwanzigste Gedicht

Trockenblumeninstallation in der Ausstellung "Flowers Forever" in der Kunsthalle München

Rückenschmerz

Hab Autschn! in mei'm Rücken,
Schau sauzerknautscht beim Bücken,
Die Mimik blitzelt zerrig,
Ein Blitz wird meiner herrig.

Hab Autschn! in mei'm Rücken.
Es keift beim Schwerterzücken
Ins einstige Beweglich
Der Schmerz: "Kerl, ich zersäg dich!"

Ein Stich, der meinen Körper brät,
Schreit, er sei nun Normalität!

Doch dann winkt zaghaft Besserung,
Die nach und nach bestimmt,
Dass rabiater Messerschwung
In Fuchtelei verdimmt ...

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