Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Fuchsau & das eintausendsiebenhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Ausblick von Wasen auf Fuchsau in Ruhpolding

Der Ethno-Graf (resp. -Gräfin)

Wenn auffällt, dass dein Forschungsfeld
Vor Forschern anders sich verhält,
Hast du entdeckt, wie viel Subjekt
In vorschnellen Objekten steckt.

Schattenblüher & das eintausendsiebenhundertzwanzigste Gedicht

Erste Frühlingsboten im Ruhpoldinger Auenwald

Neustart Vernunft

Vermutlich wird die Wut sich richten
Nach Reboot eurer Weltansichten!

Ruhpolding & das eintausendsiebenhundertneunzehnte Gedicht

Gehzeiten

Wanderer, ist es schon soweit,
Dass auch deine Wanderzeit
Tatsächlich sich
Allmähehlich
Annähern will
Den von gelben Schil-
Dern prognostizierten Gehzeitminuten?
Musstest du dich dafür insgeheim sputen?
Läufst du nun gar
Manchmal Gefahr,
Sie laufend zu überbieten
Wie lausigste Sonntagslaufnieten?

Leider ist es so, dass für die Restzeit auf Erden
Auch Angeber zunehmend
Langsamer werden.

Pinakotheken & das eintausendsiebenhundertfünfzehnte Gedicht

Corona-Weggeführung in der Pinakothek der Moderne

Liegenschaft

Lieber Liegefahrradfahrer,
Ich als Kommentar-mir-Sparer
Staune doch, wie unverdrossen
Du dein Liegefahrrad fährst
(völlig ratschlagsresistent)
Und dich klingelnd (permanent)
Gegen deine Restwelt wehrst.

Aus gern überseh‘nem Tal
Zetert deine Unterzahl
„Hallo, Vorfahrt?!“ unverzagt,
Jäh umrahmt wie überragt
Von jenen Verkehrsgenossen,
Die sich auf dich eingeschossen,
Um vereint sich zu empören.

Dich allein scheint‘s nicht zu stören -
Du drehst weiter flach die Runden,
Forderst deine Rechte ein,
Rohrspatzmäßig, unumwunden -
Vorsatz: Mich kriegt keiner klein!
Wer sich legt mit Liegern an,
Kriegt‘s zu tun mit Kriegern, Mann!

Mancher Zwist bremst viel zu schlicht sich -
Diesbezüglich liegst du richtig!

Steigblick & das eintausendsiebenhundertdreizehnte Gedicht

Mittenwald Höhensteigblick

Das Bergdorf (Rückkehr der Kafire)

Sehnsuchtslang senkt sich mein Blick
In das leere Tal -
Ach, Kafire, kehrt zurück,
Segnet unser Mahl
In der verödenden Eintönigkeit!

Dies Dorf durchdröhnt eine Kleingeistigkeit:

Daseinsstumpf stirbt jedes Fest,
Schönheit wird verhöhnt -
Ach, dass ihr mit diesem Nest
Wieder euch versöhnt,
Bin ich von Gott zu erfleh‘n noch bereit.

Wiederersteh‘, Dorf, in Ungläubigkeit!

Moon over Mittenwald & das eintausendsiebenhundertelfte Gedicht

Mondaufgang an der Viererspitze des Karwendelgebirges bei Mittenwald

Memento Mori Memento

Denk es in Handschweiß, denk es in Plastik -
Weiß wohl, du denkst: Scheiß Gedankengymnastik!

Das gräuliche Vergilben
Der Computertastatur,
Der Chor der Hausstaubmilben
In Ritzen dort singt, nur
Es hapert an Verständlichkeit:
Auch digital herrscht Endlichkeit.

Denk's in Accounts-, Clouds- und Updates-Verwalten -
Weiß wohl, du denkst: Das bleibt ewig erhalten!

Mittenwaldente & das eintausendsiebenhundertzehnte Gedicht

Ente bei der Leutascher Ache in Mittenwald

Die goldenen Horden der Positivität

Der freie Spaß: Verrohung,
Der Trieb per se Bedrohung,
Das Dunkel ist auch ohne Schaden
Per purem Dasein schuldbeladen.

Besessen vom Verbessern
Bestückt ihr euch mit Messern,
Die Säbel durchweg krumm gebogen,
Hat sich manch These dumm gelogen.

Der Missmut schon gesteinigt,
Der Wankelmut gepeinigt,
Schwermut von Freudenstrom diszipliniert.
So seid ihr ins sündige Rom einspaziert.

Doch letztlich ermorden
Die goldenen Horden
Jed Ort, noch bevor sie ihn sehen,

Weil sie seinen Wert nicht verstehen.

Museum 5 Kontinente & das eintausendsiebenhundertachte Gedicht

Myanmar-Abteilung im Museum Fünf Kontinente

Protest

Ich biete heut die Bettelschale
Umgedreht dir dar -
Dies nimm fortan zum Warnsignale,
Dass ich nicht mit Gna-
De deinen Grund der Schuld abzahle,
Tat's vordem ich zwar -

Jetzt bleibt der Almosendienst dir verwehrt,
Ich bleibe mittellos, du bist entehrt.

Finanzgarten & das eintausendsiebenhundertvierte Gedicht

Konfuzius Statue im Finanzgarten

Stille Verlautbarung

So viel Leute, wenig Plätze ...
Mitten in der Meute ätze
Ich: "Is' klar – die Deutsche Bahn!"
Geistentleert im Größenwahn.
"Boah, ich krieg' hier noch die Krätze!",
Deklamiere ich und hetze:
"Könn'n wir jetzt mal weiterfahr'n –
Oder was is' hier der Plan?"

Doch:

Nicht ein Ton beseelt die Sätze,
Einzig Mimik taugt als Petze.
Das mag ich der Welt erspar'n –
Zu erfahr'n, dass ich's nicht schätze:
Viele Leute, wenig Plätze.

Herrnköpfler Krähen & das eintausendsiebenhundertdritte Gedicht

Krähen auf dem Wanderweg zur Bauernrast

Zu Lückenbüßermühen

Komm, wir arbeiten heut an der Lücke,
Die später wir hier hinterlassen!
Und wir kappen die Pfeiler der Brücke,
Wir leeren des Fährmeisters Kassen!

Wo wir einmal war'n, muss man Horizont seh'n
Als ein Suchbild bedrückender Leere,
Vor dem dann die ratlosen Nachrücker steh'n
In Lückenbeflickungsmisere.

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