Erde

Verse für die Melancholiker, denen man Erde, Herbst, Abend, Erwachsenenalter zuordnet.
Die besinnlichen und leisen Gedichte.
Von Aphorismen bis zur Vanitasdichtung.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Friedensengel & das siebenhundertfünfte Gedicht

Friedensengel München

Der Tag daheim

An Social-Media-Aufgabenzwängen
Den Kern des Tagwerks aufzuhängen
Werde ich wohl bald bereuen

Doch noch kann mich der Zuspruch per Like-Klick erfreuen

Friedrichsbrücke & das siebenhundertvierte Gedicht

Friedrichsbrücke Museumsinsel Berlin

Die Nachtigallen von Berlin

Die Nachtigallen von Berlin
Zwitschern uns zu, dass der Tag weiter anhält –
Beim Einsam-um-die-Häuser-Zieh'n –
Und dass auch für Dich ein Minütchen noch abfällt.

Noch sind die Würfel nicht gefallen,
Noch reift der Ruf der Nachtigallen,
Noch bleibt uns das fehlende Stück zum Ruin –

So singen die Vögel des Nachts in Berlin.

700 & das siebenhundertste Gedicht

Riesenschildkröten auf La Digue

Herbst

Mein Körper orientiert sich jetzt auch Richtung Sterben
Und fort vom "Weiter wie bisher ..."
Durchbrummt von 'nem inneren Blätterverfärben
Stimmt er mich nun ein aufs "Na, geht halt nicht mehr!"

Doch die Müdigkeit in mir scheint plötzlich so richtig
Und Zukunft an sich mal so gar nicht mehr wichtig
Mein alter Eifer grölt verzerrt
Und schmückt bloß der Endlichkeit ewigen Wert

Neubau & das sechshundertneunundneunzigste Gedicht

Eiermann Neubau Gedächtniskirche

Stille

Stille ist Zeit, die sich fast nicht bewegt
Nur mit flachem Atem gütig hinabschaut
Derweil sich da draußen die Welt selbst zersägt
Und der Spänegeruch wie durch Zärtlichkeit abflaut

Tier(e im )Garten & das sechshundertsechsundneunzigste Gedicht

Im Tiergarten Berlin

Die Schlacht am Schlachtensee (Präludium)

Wenn Tauben ihre Ohren spitzen
und Spatzen schmatzend Silben (...)bitzen
dein Hund in Mikrowelsen gart
wird dir gewahr: Das Ente naht!

Wenn die sich erst trauen
am Menschen zu kauen
werd'n die ein'n nach'm andern
am Stück uns verdauen

Dir schwant beim Anblick jedes Schwanes:
Das Tier plant ganz was Abgefahr'nes!

Und niemand von uns wird in Ehren ergrauen
wenn die sich erst trauen
wenn die sich erst trauen

Unterm Fernsehturm & das sechshundertneunzigste Gedicht

Unterm Berliner Fernsehturm

Ripostegedicht zu Ricarda Huchs an ihren Jugendschwarm und Cousin Richard gerichtetes "Liebesgedicht" (Geschwister sind sich alle schönen Dinge).

Never trust a Lovepoem

Cousiniert sind sich alle Dinge, die schön sind
Das verstimmte schon früh manch Instrument
Weil man sich für das Aneinandergewöhn'n, Kind
Schon vom Start weg zu gut kennt
Ein Notenblatt bewahrt sich nur seine Verheißung
Wenn dessen Lied bleibt ungespielt
Beschau Dir die Noten, doch bau keinen Scheiß, Jung
Wenn sich wer per Reim als Geheimnis empfiehlt

Pragtotale & das sechshundertneunundachtzigste Gedicht

Liebe

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht wiederholen
Es gibt Dinge, die bleiben für immer gestohlen
Es gibt Dinge, die lernen sich nur über Narben
Du darfst dies und alles - auch unbegrenzt - haben

Pražský hrad & das sechshundertfünfundachtzigste Gedicht

Blick auf die Pražský hrad

Späte Gedanken

Mir bleibt nicht die Zeit, diese Tat zu vollbringen
Schon liegt sie neben meiner Hand
Und die Extremitäten, die einst sich verfingen
Sind längst im Furor ihres Willens verbrannt

Nun hält sich die Ebbe der Unaufgeregtheit
In den Knöcheln zerschmelzt das Gelenk
Es scheue euch nicht, die ihr noch unentwegt seid
Dass ich all der Zeit als "vergangen" gedenk

Einen Plan aus den alternden Händen zu geben
Gemahnt mich an die beendeten Leben
Denen ich den Respekt einst aus Habgier versagt
Was mir als dem Nächsten nun nicht mehr behagt

Dies Endlich-an-der-Reihe-Sein
Es reiht sich einer Serie ein
Von neuer Glut auf altem Mut
Durch Zeit, die bald verloren tut

Seeweg & das sechshundertsechsundsiebzigste Gedicht

Weg zum Kochelsee

Vorerst

Vielleicht werd ich der Welt mal erzählen
Von niemals vollendeten Plänen
Von nicht eingeschlagenen Pfählen
Und früh ausgefallenen Zähnen

Vorerst sag ich "game over" und steh auch dazu
Im Endeffekt hört ein'm ja eh keener zu

Towerbridge & das sechshunderteinundsiebzigste Gedicht

Towerbridge

In Wellen

Hier ist eine von so nicht mehr möglichen Welten
Die werden nicht mehr hergestellt

Vielleicht früher mal üblich, doch jetzt sehr sehr selten
Von Kellerfeuchte angewellt

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