Autor & Schreiben

Gedichte über das Schreiben, das Dichten und das Autorendasein.

Heupferd & das eintausendachthundertsiebzehnte Gedicht

Heupferd am Ufer der Amper

Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.

Die Geheimratsecken von J. W. G.

Der ob seiner Reim-Art
Geschätzte Geheimrat
Enthüllte mir haarlose Ecken.
Dort schien im Geheimen
Der Ursprung von Reimen
Sich unbedeckt kühn zu verstecken.

Und dessen beeindruckt erarbeite ich
Mir seither 'ne maßlose Glatze.
Doch trotz des Gefühls, ich verbesssere mich,
Vergrößert sich nur meine Fratze.

Im Tretboot & das eintausendsiebenhundertachtundneunzigste Gedicht

Mit dem Tretboot von Übersee zur Fraueninsel (hin & zurück, mit drei Schwimmstopps 2,5 h)

Zufallsfund

Und wieder lag da
Etwas Sprache
Des Morgens neben dem Bett.

Entnabelte Vokabeln
Schabt ich ab
Und ließ adrett

Sie ein wie Magma
In die Brache
Immer noch stilfreier Form.

Solch Fundglück aufzugabeln
Turnt mich an:
Ein Kabinett-

Stück (so fängt all das an!),
Im Entstehen schon stieß ich es ab -

Was der Zufall mir gab,
Zog ich kurz an mich ran.

Doch ich freute mich enorm.

Eschwege Markt & das eintausendsiebenhundertzweiundneunzigste Gedicht

Markt in der Altstadt von Eschwege

Gelegenheitsgedicht (Im Wartezimmer)

Nimm dir für das Wartezimmer
(kann's dir echt nur raten) immer
Irgendetwas mit zum Schreiben!

Dann kann von dem Zeitvertreiben
Doch noch etwas übrig bleiben.

Davon zeugt auch dies Gedicht.
(wenn man's streng sieht: eher nicht)

Flieder & das eintausendsiebenhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Fliederblüte im Garten von Schloss Schleisheim

Ideenlos

Sofern es dir auffällt, dass mir nichts mehr einfällt,
Liegt's grad an der Halde, die mich davon abhält,
Hier heldenhaft Verse zu pfählen,

Ein Rückstau lässt sich kaum verhehlen.
Wenn erst zu viele ins Spiel sich verlieren,
Dann kann man den Anpfiff nur schwerer taxieren.

Es steht so viel bereit - und ich frage mich bloß,
Wie werd ich die Ideen jetzt los?

Bodenbrüter & das eintausendsiebenhundertsechzigste Gedicht

Frühlingsflora am Wendelstein

Weißer Fleck

Da ist doch ein Winkelchen meiner Kammer
Noch unbeschrieben geblieben!
Im Unterschlupf (von einer Klammer
Hat's sich die Zeit vertrieben.
"Lümmelchen!", hab ich gedacht
Und sanft die Klammer zugemacht).

Ausblick & das eintausendsiebenhundertfünfzigste Gedicht

Unübliche Münchner StadtSilhouette

2.000 in Sicht

Wird denn das zweitausendste Werk
Auch einfach nur Gedicht?
Ob ich dann was Besondres merk?
Ich denk mal, eher nicht.

Versunkenes Dorf & das eintausendsiebenhundertsechsundvierzigste Gedicht

Skulptur "Versunkenes Dorf" zur Erinnerung an Frötmanning

Neue Aufgaben

Ich esse heute meinen Magen,
Beräts'le nie gestellte Fragen,
Werd tief versunk'ne Wracks betanken
Und öffne nicht vorhand'ne Schranken.

Die Schäden könnte ich beheben,
Will im Akkord Erlaubnis geben,
Lass unfassbare Mengen bleiben,
Würd fast acht Zeilen davon ...

Vollgeschrieben & das eintausendsiebenhundertdreißigste Gedicht

Vollgeschriebenes Notizbuch von 2020 auf dem Moosrundweg bei Benediktbeuern

Zur Notiz

Als wenn's die gearschten Poeten nicht wüssten -
Mit einem No-tits-Buch kann niemand sich brüsten!

Valley II & das eintausendsiebenhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Maibaum in Valley bei der Schlossbrauerei Graf Arco

Vom Flanieren

Mein Müßiggang macht Einkaufsstraßen
Zu auserwählten Boulevards,
Erst zweckgelöst macht Laufen Spaß, wenn
Im Jenseits aller Zeit-Etats
Auch der Gedanken Gang entspannt.

Und füllbereiten, leichten Schrittes
Gerät jed Weg ins Nichts verziert,
Zieht unbeschwerten Lichtsinn mit, es
Verrät ein Strauch, der mich passiert,
Er sei noch lyrisch unbenannt.

Residenzfassade & das eintausendsechshundertvierundneunzigste Gedicht

Fassade im Residenz-Innenhof

Flügge

Ganz unverwandt steht da ein altes Gedicht,
Das in mir fremder Sprache spricht,
In dem unwiderlegbare Vaterschaft ruht -
Und doch in all der Outputflut
Mir völlig unerfindlich bleibt.

Sei es, dass man jetzt verbindlicher schreibt,
Sei es, dass mich dieser Abstand verstört,
Weil noch nicht daran gewöhnt,
Dass ein Text sich so entwöhnt
Und allein sich selbst gehört.

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